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          Diese Erzählung aus der Zeit der Romantik ist als Voraussetzung für das Abitur 2009 vorgesehen. Wie jede Auswahl von Themen und Literaturstücken ist auch diese willkürlich. Was immer sich  die Vorschlagenden gedacht haben, beim richtigen Blick auf dieses Werkchen entfaltet es seine  nichtaffirmative, subversive Kraft.  
           
          Bodo Gaßmann 
          Gedanken zu  Eichendorff: 
             
            „Das Marmorbild“
            
            Da ist nun alles drin, was volkstümlich zur  Romantik gehört: Vom schönen Blumengebinde bis zur lauen Sommernacht, von der  friedlichen Landschaft bis zu den verfallenen Mauern, die von der Vergangenheit  künden, von der Verliebtheit in schöne Mädchenaugen bis zur Faszination der  unübertrefflichen Schönheit einer antiken Göttin. Hier wird die Sehnsucht nach  der Ferne ebenso bedient wie die Erinnerung an das heimatliche Glockengeläut.  Der nächtliche Springbrunnen, die zauberhaften Schlösser, das Wipfelrauschen  und die Naturseligkeit. 
          Als ich die  Erzählung zum ersten Mal begann zu lesen, war ich zunächst abgestoßen von der  Künstlichkeit der Situation und der sterilen Idealität der Imagination. Dann  faszinierte mich wenigstens die Sprache des Dichters, seine poetischen  Beschreibungen. Erst nach einer Weile spürte ich, ohne es noch ausdrücken zu  können, warum es wirklich geht. Der Gehalt ist nicht auf der Oberfläche der  Handlung offensichtlich.  
          Das Geschehen  ist schnell erzählt. Ein junger Edelmann, namens Florio, kommt in die  oberitalienische Stadt Lucca, wohnt einem Fest der Bewohner bei und sieht ein  junges Mädchen, Bianca, das ihm zugetan scheint. Im weiteren Verlauf sieht er  eine ideale Schöne, die ihn mehr fasziniert als das junge Mädchen. Auf einem  Ball tanzt er mit dem Mädchen und erblickt zugleich die Schönheit wieder. In  einem nächtlichen Ausritt meint er sie in der Marmorstatue der antiken Venus  wieder zu erkennen. Er will sie sehen, bekommt durch Vermittlung des Ritters  Donati auch ein Rendezvous. In einer herrlichen Villa unterhält er sich mit der  Venus, die von einem großen Schwarm von schönen Knaben und Mädchen umgeben ist.  Doch als er den christlichen Gott erwähnt, kommt es zu einem Gewitter, die  Mauern der Villa zeigen dem erstaunten Florio ihre Morschheit und Verwitterung  und die schöne Frau, die er als die antike Venus erkennt, verschwindet wieder.  Florio kehrt in die Stadt zurück, um sobald wie möglich diese zu verlassen. Auf  dem Weg in eine andere Gegend gesellt sich der Sänger Fortunato zu ihm, der bisher  vergeblich versucht hat, ihn mit dem verliebten Mädchen, das er anfangs gesehen  hat, näher bekannt zu machen. Auch der Oheim dieses Mädchens begleitet die  beiden mit einem Knaben. Dieser entpuppt sich schließlich als das christliche  Mädchen, das in Florio verliebt ist. Ein Happy End wird angedeutet. 
          Dem sensiblen,  diskret-vornehmen Florio erscheint die verliebte Bianca am Schluss als eine  „Quelle reinigender, befreiender und erlösender Kräfte“, während die antike  Venus als Statue und vor allem als verlebendigte in seiner Traumbegegnung als  „Inbegriff einer verwirrenden und betörenden Dämonie“ (Rösch, S, 192) sich  offenbart. 
          Läge in der  Verherrlichung des Christentums die Intention des Dichters, dann könnte man die  Erzählung als eskapistische Nostalgie und reaktionäre Apologie dieser Religion  abtun. Doch meine These gegen diese Konsequenz lautet: Die wahre Intention  offenbart sich nur, indem man die Fantasiewelt Eichendorffs mit den realen  Geschehen seiner Zeit, deren gerade im Entstehen begriffenen Strukturen bis  heute fortdauern, konfrontiert und daraus die Konsequenzen zieht. 
     Florio ist ein Ästhet, er betrachtet die  Welt mit künstlerischem Interesse an der Schönheit – auch wenn er selbst nur in  der Kunst als Sänger dilettiert: 
          Wie  kühl schweift sich’s bei nächt’ger Stunde, 
            Die  Zither treulich in der Hand! 
            Vom  Hügel grüß ich in die Runde 
            Den  Himmel und das stille Land. (Marmorbild, S. 535 f.)  
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          Joseph  von Eichendorff 
          Wie immer seine  ökonomische Lage ist, der Leser erfährt nichts Genaues, nur dass er ein  Edelmann ist, einen Diener hat und sich das Reisen leisten kann: Er ist  unabhängig und frei von allen materiellen Sorgen. Das ist nach Descartes die  notwendige Bedingung, um ungestört nach Wahrheit suchen – oder wie bei Florio –  nach Schönheit streben und seine ästhetischen Empfindungen bilden zu können.  
          „Florio stand  in freudigem Erstaunen einen Augenblick still vor der unerwarteten Aussicht.  (…) Versteckte Musikchöre erschallten da von allen Seiten aus den blühenden  Gebüschen, unter den hohen Bäumen wandelten sittige Frauen auf und nieder, und  ließen die schönen Augen musternd ergehen über die glänzende Wiese, lachend und  plaudernd und mit den bunten Federn nickend im lauen Abendgolde wie ein  Blumenbeet, das sich im Winde wiegt. Weiterhin auf einem heiter-grünen Plan  vergnügten sich mehrere Mädchen mit Ballspielen. Die buntgefiederten Bälle  flatterten wie Schmetterlinge, glänzende Bogen hin und her beschreibend, durch  die blaue Luft, während die unten im Grünen auf und nieder schwebenden  Mädchenbilder den lieblichsten Anblick gewährten. Besonders zog die eine durch  ihre zierliche, fast noch kindliche Gestalt und die Anmut aller ihrer  Bewegungen Florios Augen auf sich. (…)“ (A.a.O., S. 527) 
          Dienten solche  Genrebilder zur gleichen Zeit (1817) den Schriftstellern, sich mit gewohnten  literarischen Techniken der ungewohnten Erfahrungswelt der expandierenden  Großstädte anzunähern, so ist bei Eichendorff von den Zumutungen der Großstadt  nichts zu spüren, er verharrt in der scheinbaren Idylle des 18. Jahrhunderts,  vertraute literarische Form und die das Gemüt stärkende Merkwelt sind noch  identisch. 
    
     Dies gilt auch für die Erzählperspektive. Da  ist das Individuum Florio, das ganz auf sich gestellt, seine Individualität  ausbildet und dennoch als Gesprächspartner, mal fröhlicher, mal nachdenklicher  Mensch, von der Gesellschaft gern aufgenommen und von einigen geliebt wird. Die  angemessene Erzählperspektive wäre die Ich-Form oder, wie es hier tatsächlich  ist, das personale Erzählen. Allerdings auch hier wieder in eigenartiger Weise.  Die Einengung der Perspektive auf ein Subjekt hat im „Marmorbild“ nicht die  Funktion wie in Büchners „Lenz“, deutlich zu machen, dass die komplexer  werdenden Verhältnisse nicht mehr durchschaubar sind, nur noch von einem auf  sein Selbst reduziertes Subjekt darstellbar sind. Sondern das personale  Erzählen hat in Eichendorffs Novelle eine dramatische Funktion. Da der Leser  nie mehr weiß als die Hauptfigur, aus deren Sicht erzählt wird, und da der Leser  unmittelbar mit der dargestellten Objektivität – genauer mit dargestellten  Subjektivität von Florio - konfrontiert wird, bangt und spekuliert er mit diesem,  fühlt sich in ihn ein und erlebt mit ihm die überraschenden Wendungen des  Geschehens. 
            Der Müßiggänger Florio steht diametral dem  produktiven homo oeconomicus, der  sich zu Eichendorffs Zeit durchsetzte, gegenüber. Während in England die  Industrialisierung in vollem Gange ist und in Deutschland sie sich mächtig anmeldet,  sodass alle  idyllischen Verhältnisse  zerstört wurden und die Bourgeoisie „kein anderes Band zwischen Mensch und  Mensch übriggelassen als das nackte Interesse, als die gefühlvolle ‚bare  Zahlung’“ (MEW4,  S. 464 ), hebt Eichendorff  mit seiner Erzählung „Marmorbild“ noch ein letztes Mal die ländliche und  handwerkliche Idylle der oberitalienischen Landschaft hervor.  
          Der  Winzer Jauchzen ist verklungen 
            Und  all der bunte Lebenslauf, 
            Die  Ströme nur, im Tal geschlungen, 
            Sie  blicken manchmal silbern auf. (Marmorbild, S. 536)  
          Das ist keine  realistische Beschreibung einer Lebensweise und der dazu gehörenden Landschaft.  Die Stadt Lucca, ihre Menschen und ihre Umgebung gibt es nur in der Fantasie  des Dichters. Nachdem die Menschen ihr Tagwerk getan haben, feiern sie ein Fest,  mit aller naiven Verschwendung von Schönheit und Lust. Die Feste in Lucca sind  das Gegenteil der ökonomisch bestimmten Erholung von der Arbeit, die kein Luxus  gestattet, bestenfalls Komfort zur Regeneration der Arbeitskraft. Die  Darstellung der Idylle ist bei Eichendorff auch kein „Idiotismus des  Landlebens“ (MEW  4, S. 466), sondern die wehmütige  Erinnerung an vergangene Zeiten, die angeblich besser gewesen seien. 
          Während also in  der sozialen Wirklichkeit der beginnenden Industrialisierung die Lohnabhängigen  bis zu 16 Stunden am Tag arbeiten müssen, selbst die aufstrebenden Unternehmer  und Geschäftsleute hart arbeitende Menschen sind, die alle Energie daran  setzen, produktiv zu sein und ihren abstrakten Reichtum in Form von Kapital zu  vermehren, ist Florio der reine Müßiggänger und im kapitalistischen Sinn völlig  unproduktiv, nach der herrschenden Arbeitsmoral ein Faulenzer.  
          „Er sprang von  seinem Bett und öffnete das Fenster. Das Haus lag am Ausgange der Stadt, er  übersah einen weiten stillen Kreis von Hügeln, Gärten und Tälern, vom Monde  klar beschienen. Auch da draußen war es überall in den Bäumen und Strömen noch  wie im Verhallen und Nachhallen der vergangenen Lust, als sänge die ganze  Gegend leise, gleich den Sirenen, die er im Schlummer gehört. Da konnte er der  Versuchung nicht widerstehen. Er ergriff die Gitarre, die Fortunato bei ihm  zurückgelassen, verließ das Zimmer und ging leise durch das ruhige Haus hinab.“  (Marmorbild,  S. 535)  
          Während in der Gesellschaft  seit der Frühneuzeit eine Doppelmoral gilt, nach der man öffentlich vorgibt,  alles für die Gesellschaft zu tun, der res  publica zu dienen, aber privat das Gegenteil praktiziert: Seinen Egoismus  und seine Laster frönt, ist  Florio –  aufs Äußerste das moderne Bewusstsein provozierend – völlig im Einklang mit  sich selbst, seine gesellschaftlichen Beziehungen zu den neuen Bekannten sind  harmonisch, individuelle Liebe etwas Selbstverständliches. Während in den  bürgerlichen Trauerspielen des späten 18. Jahrhunderts das bürgerliche Mädchen  als schwächstes Glied der Gesellschaft noch am Anspruch auf individuelle Liebe  zu Grund geht und der Realist Keller in „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ die  Liebe an der Doppelmoral der Gesellschaft zerbrechen lässt, individuelles Glück  ist nicht mit dem verinnerlichten Konkurrenzverhalten der Eltern, der  dörflichen und städtischen Gemeinschaft vereinbar, – duldet der Oheim von  Bianca nicht nur deren erste Liebe, sondern er bringt sie auch wieder mit  Florio zusammen, nachdem dieser sich für die Ästhetik seines christlichen Ideals  entschieden hat. 
          Die Venus  verkörpert das Schönheitsideal der Antike. Die Antike kannte keine Liebe im  romantischen Sinn, also die gefühlsmäßige Vertiefung der Gefühle zweier  Menschen, das innige Verquicken zweier Seelen, wie es die Dichter des  Minnesangs zuerst und dann seit dem Sturm und Drang die bürgerlichen  Schriftsteller wieder konkretisierten und verherrlichten. Die Venus kann Florio  nur mit ihrer äußeren Schönheit locken, mit den idealen Proportionen ihres  Körpers – ansonsten bleibt sie als Charakter blass. 
          „Florios Blicke  schweiften wie geblendet über die bunten Bilder, immer mit neuer Trunkenheit  wieder zu der schönen Herrin des Schlosses zurückkehrend. Diese ließ sich in  ihrem kleinen anmutigen Geschäft nicht stören. Bald etwas an ihrem dunklen  duftenden Lockengeflecht verbessernd, bald wieder im Spiegel sich betrachtend,  sprach sie dabei fortwährend zu dem Jüngling, mit gleichgültigen Dingen in  zierlichen Worten holdselig spielend. Zuweilen wandte sie sich plötzlich um und  blickte ihn unter den Rosenkränzen so unbeschreiblich lieblich an, daß es ihm  durch die innerste Seele ging.-“ (A.a.O., S. 554)  
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          Die  Kirchenglocken und ein christliches Lied von Fortunato erinnern Florio an seine  Kindheit, die emotionale Vertiefung der Gefühlswelt. Das Verdienst des  Christentums ist es nach Hegel, das Recht der Individualität erkannt und  durchgesetzt zu haben. (Vgl.  Hegel, S. 115) Die  Aufwertung der individuellen Seele, die Entstehung des Gewissens und der  Individualmoral ist dann die Bedingung, die romantische Liebe erst möglich  macht.      Dagegen erscheint die Venus als veraltetes  Symbol der Liebe, das schließlich in die Vergangenheit zurück entschwindet. 
          „Über den  stillen Garten weg zog immerfort der Gesang wie ein klarer kühler Strom, aus  dem die alten Jugendträume herauftauchten. Die Gewalt dieser Töne hatte seine  ganze Seele in tiefe Gedanken versenkt, er kam sich auf einmal hier so fremd,  und wie aus sich selber verirrt vor. Selbst die letzten Worte der Dame, die er  sich nicht recht zu deuten wusste, beängstigten ihn sonderbar – da sagte er  leise aus tiefstem Grunde der Seele: ‚Herr Gott, laß mich nicht verloren gehen  in der Welt!’ Kaum hatte er die Worte innerlichst ausgesprochen, als sich  draußen ein trüber Wind, wie von dem herannahenden Gewitter, erhob und ihn  verwirrend anwehte. Zu gleicher Zeit bemerkte er an dem Fenstergesimse Gras und  einzelne Büschel von Kräutern wie auf altem Gemäuer.“ (A.a.O., S. 556)  
          Der romantische  Eskapismus aus der Wirklichkeit, um wenigstens in der Fantasie die humanen  Ideale und die christliche Utopie, die sich in der bürgerlichen Gesellschaft blamieren,  zu retten, zeigt sich an der zentralen Stelle der Erzählung: Florios Rückkehr  von der heidnischen Antike mit ihrem bloß äußerlichen Schönheitsideal in die  vertiefenden, die ganze Person ergreifenden Liebesvorstellung des christlichen  Zeitalters. Doch dieses Christentum hat überhaupt nichts mit dem offiziellen  Christentum und der beamteten Verwaltung dieser Religion im 19. Jahrhundert zu  tun. Wie in Ansätzen schon bei Walter von der Vogelweise ist für Florio das  Christentum gekennzeichnet durch freie Liebe über Standesgrenzen und  Konventionen hinweg, durch Lust, Schönheit der Natur, Fröhlichkeit, Heimat,  liebevolle Beziehungen unter den Menschen und individuelles Glück. Fortunato  empfiehlt seinem liebesunglücklichen Freund: 
          „Laßt das, die  Melancholie, den Mondschein und alle den Plunder; und geht’s auch manchmal  wirklich schlimm, nur frisch heraus in Gottes freien Morgen und da draußen sich  recht abgeschüttelt; im Gebet aus Herzensgrund – und es müsste wahrlich mit dem  Bösen zugehen, wenn Ihr nicht so recht durch und durch fröhlich und stark  werdet!“ (A.a.O.,  S. 539)  
          Gegen das  Christentum der freien Liebe und der Natürlichkeit steht das tatsächlich  Christentum der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es war ein Teil des  absolutistischen Repressionsapparates: Die Religion sollte die unmündigen  Untertanen in das Staatsgefüge eingliedern, es war deshalb Hauptfach an den  Volksschulen. Man propagierte mit religiösen Mitteln das damals bereits absurd  gewordene Gottesgnadentum und den absoluten Gehorsam gegenüber den  Duodezfürsten. Wenn das Christentum auf der Höhe der Zeit war, dann predigte es  die protestantische Arbeitsmoral, die nach Max Weber der religiös verbrämte  Geist des Kapitalismus ist. (Vgl. Weber, S. 192 ff.)  
          Dagegen hat  Florio keinen Herrn, er ist niemandes Untertan, er lebt die freie Liebe und  sein Müßiggang, seine Differenzierung der ästhetischen Sensibilität und seine  luxuriösen Konflikte um die Schönheit und Liebe der Antike oder die seines  idealen Christentums sind deshalb bis heute eine Provokation gegen die Unterordnung  aller Lebensbereiche unter die produktive Arbeitsmoral und ihren Zweck, der  Produktion um der Produktion willen.  
          Wir, die wir  die kapitalistische Arbeitsmoral verinnerlicht haben, fühlen uns durch die  individuelle Zwecklosigkeit von Florios Dasein deshalb unangenehm und zugleich  faszinierend berührt, weil wir heimlich spüren, dass der gigantische Zweck, das  produktive Wachstum der Ökonomie, dem wir dienen, uns durch Eichendorffs  Erzählung in seiner schrecklichen Sinnlosigkeit bewusst werden könnte. So wie in  den Romanen Genets der Dieb auf die ungerechten Eigentumsverhältnisse in der  bürgerlichen Gesellschaft hinweist, so bei dem Romantiker Eichendorff die Muße auf  die Opferung der Lebenszeit für die Verwertung des Werts, die unser Leben seit  zweihundert Jahren antreibt. 
          Doch die Romantik,  auch die in Eichendorffs „Marmorbild“ kann bestenfalls die humanistischen  Ideale von Liebe, Schönheit und Harmonie in der Erinnerung bewahren. Bleiben  sie dort, dann ist die Lektüre dieser Erzählung bloßer Eskapismus aus der  Gegenwart. So wie die Gestalt der Bianca blass bleibt, so ist die Fantasiewelt  von Eichendorff steril gegenüber den humanen Potenzen, die selbst in der  bürgerlichen Gesellschaft mit ihrem Poduktivismus stecken. Nicht im Rückschritt  zu den Zaubergärten der Zeit vor der Industrialisierung kann heute eine  konkrete Utopie liegen, sondern in der vernünftigen Gestaltung der Gesellschaft  und ihrer Ökonomie. Nicht nur die Erinnerung bewahrt Unabgegoltenes, sondern  auch in der heutigen Wirklichkeit gibt es ein utopisches Potenzial, das es zu  erschließen gilt. Angesichte der leiblichen Gegenwart des Mädchens Bianca  verschwindet endgültig die antike Gestalt der Schönheit: „Mit Wohlgefallen  ruhten Florios Blicke auf der lieblichen Gestalt. Eine seltsame Verblendung  hatte bisher seine Augen wie mit einem Zaubernebel umfangen. Nun erstaunte er  ordentlich, wie schön sie war!“ (A.a.O., S. 563)  
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          Literatur 
          Joseph  von Eichendorff: Das Marmorbild, in: Werke. Band 11. Romane, Erzählungen,  München 1970. 
            Georg  Wilhelm Friedrich Hegel: Grundlinien der Philosophie des Rechts, Ffm., Berlin,  Wien 1972. 
            Friedrich  G. Hoffmann; Herbert Rösch: Grundlagen, Stile, Gestalten der deutschen  Literatur. Eine geschichtliche Darstellung, Ffm. 1984.  
            Marx/Engels:  Das Kommunistische Manifest, in: MEW 4. 
            Max  Weber: Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, München 2004. 
            
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